Nachbericht zur Vortragsveranstaltung „Streitkultur statt Sprachlosigkeit“

Am 27. August 2025 veranstaltete die Regionalgruppe Braunschweig des Bundesverband Mediation an der Ostfalia Hochschule in Wolfenbüttel einen Vortragsabend mit der Referentin Anja Knuth. Unter dem Titel „Streitkultur statt Sprachlosigkeit – Transformation braucht Verständigung“ beleuchtete sie, wie Konflikte im Arbeitskontext verstanden, bearbeitet und als Chance genutzt werden können. Rund 70 Teilnehmende folgten der Einladung und erlebten einen Abend voller Impulse für den konstruktiven Umgang mit Spannungen.
Knuth zeigte eindrücklich, dass Konflikte ein natürlicher Bestandteil von Veränderungsprozessen sind. In Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche, beschleunigter technischer Entwicklungen und
anhaltender Krisen sei es kaum vermeidbar, dass Spannungen offen zu Tage treten. Diese Entwicklung führe einerseits zu Erschöpfung und Dünnhäutigkeit, andererseits böten Konflikte das Potenzial,
Klarheit zu schaffen und Fortschritt anzustoßen. „Transformation braucht keinen Feuerlöscher – sondern einen Schmied“, lautete eine der zentralen Botschaften des Abends.
Ein wichtiger Schlüssel liegt laut Knuth in der psychischen Sicherheit innerhalb von Teams und Organisationen. Nur dort, wo Menschen ihre Meinung äußern können, ohne Angst vor Sanktionen oder
Bloßstellung haben zu müssen, entsteht Raum für ehrliche Gespräche, kreative Lösungen und gemeinsames Lernen. Fehlt diese Sicherheit, verstummen kritische Stimmen und Spannungen suchen sich
andere Wege.
Besonders hervor hob Knuth die Rolle der Mediation als Brücke. Sie sei nicht allein ein Instrument zur Konfliktlösung, sondern eine Haltung, die Verständigung überhaupt erst möglich mache.
Mediation helfe, Bedürfnisse und Interessen sichtbar zu machen, gegenseitiges Verständnis zu fördern und Wege zu finden, die für alle Beteiligten tragfähig sind. Damit trage sie wesentlich dazu
bei, Resilienz und Vertrauen in Organisationen aufzubauen.
Im Laufe des Abends waren die Teilnehmenden eingeladen, ihre eigenen Assoziationen zum Begriff „Konflikt“ einzubringen. Begriffe wie Streit, Wut, Rückzug oder Meinungsverschiedenheit machten
deutlich, dass Konflikte meist negativ besetzt sind. In der anschließenden Diskussion ging es um die Frage, wie sich Streitkultur konkret fördern lässt. Themen wie die Integration von Mediation
in Change-Prozesse und Agiles Arbeiten, das Eröffnen von Gesprächsräumen durch Führungskräfte sowie die Effekte von Teambuilding und privater Beziehungen unter Kolleg*innen wurden lebhaft
aufgegriffen.
Das Fazit des Abends: Konflikte gehören zum Wandel dazu. Entscheidend ist, wie wir mit ihnen umgehen. Eine gelebte Streitkultur, gestützt durch psychische Sicherheit und vermittelt durch
Mediation, kann Spannungen nicht nur entschärfen, sondern auch als Quelle von Energie und Innovation nutzbar machen. So verstanden, sind Konflikte kein Risiko, sondern eine Ressource für
gelingende Zusammenarbeit und nachhaltige Transformation.